Was dein Essen mit Krankheiten zu tun hat - Claus Leitzmann

Shownotes

Wie beeinflusst unsere Ernährung nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch unsere Umwelt, unser soziales Miteinander und unser gesamtes Leben?

Was macht eine Ernährungsweise aus, die nicht nur gesund, sondern auch nachhaltig, ethisch und gesellschaftlich sinnvoll ist? Und warum fällt es trotzdem vielen so schwer, sich langfristig gut zu ernähren? 🤔

Genau darüber spreche ich mit Claus Leitzmann in der Podcastfolge. Hör direkt rein.

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00:00:00: Die kam nach Hause und hat erzählt, ab heute will ich kein Fleisch mehr essen.

00:00:03: Alles was zu eng geschnürt wird, das verführt ja eigentlich genau diese Enge zu durchbrechen.

00:00:12: Für mich warst du immer der große Ernährungswissenschaftler.

00:00:15: Sie ist ein lebenslanges Lernen und wer das nicht mitmacht, ist ganz schlecht beraten.

00:00:20: Keiner von uns hat ein Stück angerührt.

00:00:23: Kein hatschkrieg, keine wollte es essen.

00:00:26: Heute sitzt mir gegenüber tatsächlich eine lebende Legende.

00:00:32: Ich freue mich so sehr, dass du da bist, Professor Dr. Klaus Leitzmann.

00:00:38: Klaus, du hast diesen Titel, diese Auszeichnung bereits 2013 bekommen.

00:00:49: Und zwar dafür, dass du ganz viel zum Thema Ernährungswissenschaften geforscht hast.

00:00:59: Also diese Auszeichnung "Lebende Legende" ist der Verliehen worden von der International Union of Nutritional Science.

00:01:10: Und das kann man sich so ein bisschen vorstellen wie so ein Stern,

00:01:14: den man bekommt auf dem Walk of Fame in Hollywood.

00:01:18: Wie ist es denn für dich, eine lebende Legende zu sein?

00:01:23: Ja, das ist natürlich eine große Freude, dass die Kollegen, die das natürlich entscheiden,

00:01:28: wer dafür ausgezeichnet werden soll, dass man dann ausgezeichnet wird.

00:01:34: Und eigentlich ist es schon vergleichbar mit diesen Auszeichnungen für dein Lebenswerk.

00:01:40: Hat mich natürlich total gefreut, dass sie mich dafür gewählt haben.

00:01:45: Sprich man dich noch oft darauf an jetzt, das ist ja schon eine ganze Weile her, also in den elf Jahren.

00:01:50: Ja, immer mal wieder.

00:01:52: Einige wissen das auch nicht, aber andere erwähnen es dann hin und wieder.

00:01:57: Aber das ist, ja, man gewöhnt sich sogar dran und denkt, naja, so war es eben.

00:02:04: Diese Auszeichnung bekommt man, wenn man das achtzigste Lebensjahr erreicht hat.

00:02:11: Somit habe ich deinen Alter verraten. War das okay?

00:02:15: Ja, ja, das ist kein Geheimnis.

00:02:18: Ich bin vor zwei Wochen, bin ich 19 geworden.

00:02:21: Ach nee, 91 mal nicht.

00:02:24: Also wirklich, du hast ganz vieles, vieles richtig gemacht.

00:02:28: Da kommen wir nachher noch mal dazu.

00:02:30: Jetzt erstmal zu deiner herausragenden Arbeit im Bereich Ernährung.

00:02:37: Ich weiß noch, dass wir uns mal unterhalten haben, dass du eigentlich angetreten bist

00:02:47: im ernährungswissenschaftlichen Bereich für die Ernährungsökologie.

00:02:53: Habe ich das auch noch richtig in Erinnerung, dass der Begriff von dir kommt und was steckt dahinter?

00:03:00: Ja, der Begriff selber kam etwas später.

00:03:04: Als ich nach Deutschland zurückkehrte, da wurde ich mit dem Thema Vollwerternährung konfrontiert.

00:03:12: Und das war zunächst einmal unser Thema, das mich deshalb auch fasziniert hat,

00:03:17: weil es nicht nur die Gesundheit im Angeschein genommen hat,

00:03:21: sondern darüber hinaus so ein ganzheitliches Konzept entwickelt hat.

00:03:26: Da geht es also nicht nur um Gesundheit, sondern da geht es auch um Ökologie, also die Umwelt,

00:03:34: von der wir heute ganz viel hören.

00:03:36: Es geht aber auch um Sozialaspekte und auch ökonomische Aspekte und letztlich auch um das Thema Ethik.

00:03:44: Und dieses zusammengefasst stellt die Vollwerternährung dar.

00:03:48: Und aus dieser Ernährung kamen wir dann später diese Idee gehabt,

00:03:53: dass die Vollwerternährung das eigentlich nicht so richtig transportieren und auch international schwierig zu vermitteln ist.

00:04:00: Und deshalb tauchte dieser Begriff dann eines Tages in mir eingefallen, warum nicht Ernährungsökologie?

00:04:06: Der allerdings auch nicht ideal ist, denn wenn man Ökologie hört, dann denkt man nur an Umwelt.

00:04:15: Und es ist eben dieses umfassende Projekt.

00:04:17: Immerhin, das hat sich eingebürgert.

00:04:19: Das war dann etwas später, also das war 1986, als mir dieser Begriff eingefallen ist.

00:04:27: Und unter diesem Begriff haben wir dann auch viel veröffentlicht,

00:04:31: Bücher geschrieben, Veröffentlichung gemacht und so weiter.

00:04:33: Also du hast, wie viele Bücher veröffentlicht, weißt du, zufällig?

00:04:37: Nicht zufällig, aber um die 50.

00:04:41: Nein, Entschuldigung, völlig falsch, um die 40.

00:04:44: Um die 40?

00:04:45: Man sollte nicht übertreiben.

00:04:49: Klaus, du bist Ernährungswissenschaftler, du bist Biochemiker, du bist Mikrobiologe

00:04:57: und du stehst schon für die Vollwerternährung.

00:05:02: Du weißt ja, ich bin eine Veganerin.

00:05:07: Wie ist das denn jetzt so für dich Vollwerternährung?

00:05:13: Vegetarisch, vegan müssen wir uns da so ein bisschen mit dem Thema auseinandersetzen tun.

00:05:20: Ich gibt so große Unterschiede zwischen dir und mir.

00:05:23: Ja, an sich ist diese Vollwerternährung ganz wunderbar geplant,

00:05:29: weil es eigentlich eine ziemlich normale Kost ist, normal in dem Sinne,

00:05:35: dass man etwa das verzehrt, was wir, also ich zum Beispiel als Kind gelernt habe.

00:05:40: Man ist also überwiegend pflanzlich, es gibt dann einmal im Ausnahmefall

00:05:45: auch zweimal in der Woche Fleisch, man ist auch Milchprodukte und auch Fisch,

00:05:52: aber alles in sehr geringen Mengen.

00:05:54: Das ist eigentlich die ursprüngliche Vollwerternährung, die wir ja nicht erfunden haben.

00:05:59: Die haben wir übernommen von diesen wunderbaren Pionieren.

00:06:03: An erster Stelle der Bercher Benner, schon vor sehr langer Zeit.

00:06:06: Später war es der Kohlat, der auch wichtige Untersuchungen gemacht hat,

00:06:11: um das auch wissenschaftlich zu belegen.

00:06:13: Und dann der Kollege Brugger in Lahnstein, der sich für die Vollwerternährung eingesetzt hat,

00:06:19: mit großem Erfolg übrigens.

00:06:22: Wie ist es denn so für dich?

00:06:26: Bist du Vegetarier oder ernährst du dich vegan oder darfst ein Ei sein,

00:06:33: darfst auch mal ein Stück Fleisch sein oder in welche Richtung tendierst du denn?

00:06:38: Ja, vielleicht darf ich da ein bisschen ausholen.

00:06:39: Du darfst ausholen.

00:06:41: Ja, wir haben uns als Familie im Jahre 1975/76 entschlossen, vegetarisch zu leben.

00:06:52: Und die Anregung kam von unserer jüngsten Tochter, die kam nach Hause und hat erzählt,

00:06:58: ab heute will ich kein Fleisch mehr essen und hat natürlich mit großem Widerstand gerechnet,

00:07:03: vor allen Dingen von ihren Brüdern.

00:07:05: Aber wir haben das ganz in Ruhe diskutiert und sie hat ihre Argumente vorgetragen.

00:07:10: Und ihr Hauptargument war, wenn wir viel Fleisch essen,

00:07:15: dann müssen die Menschen in Afrika hungern.

00:07:18: Diese Beziehung, dass unsere Ernährung auch einen Einfluss hat auf andere Menschen,

00:07:24: wird ja immer deutlicher, wie wir uns verhalten

00:07:26: und wie es dann an anderen Menschen geht.

00:07:29: Und das leuchtete mir sofort ein und wir haben ja lange in Asien gelebt.

00:07:33: Da hatten wir eigentlich den Vegetarismus kennengelernt,

00:07:36: hatten die aber nie wirklich praktiziert.

00:07:40: Dann waren die Kinder natürlich interessiert, wie lange wollen wir das denn machen?

00:07:46: Besonders die Jungs, wir haben zwei Söhne und zwei Töchter,

00:07:49: die waren daran interessiert, haben sie gesagt, wie lange wollen wir das in der ganze Woche machen

00:07:53: oder noch länger?

00:07:54: Und da habe ich gesagt, das hat alles gar keinen Zweck.

00:07:57: Wir müssen uns da schon eine längere Zeit vornehmen.

00:08:00: Ich schlage vor, wir machen das ein Jahr.

00:08:02: Und tatsächlich haben wir es dann ein Jahr durchgehalten, was nicht so schwierig war.

00:08:07: Denn wir waren mit dieser Vollwärternährung mit einer Fleischmahlzeit pro Woche ja schon gut vorbereitet.

00:08:15: Aber am schwersten war es für meine Frau.

00:08:19: Die musste ja das vegetarische Essen dann auch erstellen.

00:08:23: Und sie hat dann viel gelernt, hat sich vor allen Dingen erkundigt.

00:08:26: Bei denen, damals waren es noch wenige, die das schon praktizierten,

00:08:30: hat Kurse gemacht, vegetarische Ernährung und war dann richtig gut.

00:08:36: Und schon nach einem Jahr waren wir dann fest drin.

00:08:40: Und ihr seid drin geblieben?

00:08:42: Ja, nach einem Jahr.

00:08:44: Meine Frau hatte sich das sehr genau gemerkt, am welchen Tag es erst losging.

00:08:48: Ich hatte gar nicht gedacht, da deckt sie einen großen Teller auf mit Hühnchen, mit Händchen oder Hühnchenfleisch.

00:08:56: Und ich habe ja das Jahr es beendet, weil sie war ganz erfreut,

00:09:00: dass sie jetzt wieder anders kochen durfte oder konnte.

00:09:04: Keiner von uns hat ein Stück angerührt.

00:09:07: Kein hatschiges, keine Wolltesessen.

00:09:10: Und wir sind dann tatsächlich alle vegetarisch geblieben.

00:09:14: Das ist ja schon kathios, ne?

00:09:15: Und die Mädchen, die haben das weitergemacht, machen es heute noch,

00:09:21: sind teilweise ganz konsequent vegan, erziehen auch ihre Kinder so.

00:09:27: Bei den Jungs ist es ja immer so, irgendwann heiraten die.

00:09:31: Und dann ist es eben so, wenn es eine Frau ist, die geheiratet wird,

00:09:36: die dann doch die Küche übernimmt, die wissen darum, dass es sinnvoll ist, so was zu machen,

00:09:41: aber die praktizieren das nicht durchgehend.

00:09:44: Aber du hast ja danach gefragt, wie ich mich ernähre.

00:09:47: Und es war tatsächlich eine Evolution.

00:09:49: Ich war zunächst vegetarisch.

00:09:51: Und dann gab es natürlich schon die Veganer, die damals noch sehr vereinzelt waren.

00:09:55: Aber es wurde immer deutlicher, es ist besser in die Richtung zu gehen.

00:09:59: Und ich bin dann geplant, aber auch einfach,

00:10:03: das hat sich so ergeben, dass ich fast veganer geworden bin.

00:10:07: Und das ist bis heute auch so geblieben.

00:10:09: Und ich nenne mich immer 95-prozentiger Veganer.

00:10:14: Mit dem Argument, das mir immer noch sinnvoll erscheint,

00:10:18: wenn du von jemanden verlangst, ernähre dich 100-prozentig vegan.

00:10:23: Die meisten machen Schotten dicht und wollen das nicht so nirgend.

00:10:28: Aber wenn man sagt, du kannst Ausnahmen machen,

00:10:31: also es ist nicht tragisch, wenn du mal ein Stück Käse ist

00:10:35: oder wenn in irgendeinem Kuchen ein Ei verarbeitet wurde,

00:10:39: das macht es sehr viel einfacher.

00:10:41: Und so mache ich das heute.

00:10:43: Das erinnert mich auch sehr an Roland, der sagt das ja auch immer.

00:10:48: Er sei 95-prozentiger Veganer, genau wie du.

00:10:52: Und ich finde das völlig in Ordnung.

00:10:55: Ich finde es auch für mich in Ordnung.

00:10:57: Also ich versuche ja, 100-prozent vegan zu leben.

00:11:01: Aber es ist durchaus okay und glaube ich auch wichtig,

00:11:06: dass die anderen, also die Menschen schon so ein bisschen Spielraum haben,

00:11:10: weil alles, was zu eng geschnürt wird,

00:11:14: das verführt ja eigentlich genau diese Enge zu durchbrechen.

00:11:20: Und von daher glaube ich, ist das sehr gut.

00:11:23: Und wenn ich mir dich anschaue, dann denke ich, meine Güte,

00:11:27: du hast schon ganz schön viel richtig in deinem Leben gemacht.

00:11:33: Ja, ich würde dir nicht direkt widersprechen.

00:11:37: Gibt es irgendwas, was du falsch gemacht hast?

00:11:39: Auch wir machen doch alle Fehler.

00:11:41: Gibt es eine Sache, die dir gerade einfällt spontan?

00:11:43: In Sachen Ernährung.

00:11:46: Ja.

00:11:48: Ja, ich glaube, ich habe mein Puzzle viel Käse gegessen.

00:11:53: Aber in erster Linie deshalb, meine Frau war der richtige Käse-Liebhaber.

00:11:59: Und die hat immer wieder Käse gegessen.

00:12:02: Und wenn das auf den Tisch steht, es ist verführerisch.

00:12:05: Da macht man das mit.

00:12:07: Aber ich denke meistens bin ich so in diesem Rahmen 95 Prozent geblieben.

00:12:12: Ja.

00:12:14: Also wir hatten ja, ich glaube, ich muss das mal erzählen,

00:12:17: weil wir kennen uns ja schon ganz, ganz lange.

00:12:20: Kennen uns über 30 Jahre, würde ich sagen?

00:12:24: Ja, ich denke mehr, über 30 Jahre.

00:12:27: Auf jeden Fall.

00:12:29: Und für mich warst du immer der große Ernährungswissenschaftler.

00:12:35: Und das war auch super schön, weil du hast mich tatsächlich auch immer bestärkt,

00:12:40: in dem, was ich gemacht habe.

00:12:42: Und wir haben aber am Anfang, das weiß ich noch,

00:12:46: schon auch öfters miteinander diskutiert.

00:12:49: Weil du gesagt hast, dass Milchprodukte schon sehr sinnvoll sind für die Ernährung.

00:12:57: Wie würdest du dich denn heutzutage dazu äußern?

00:13:01: Ja, inzwischen gibt es natürlich neue Erkenntnisse,

00:13:05: inwieweit die Milch gut oder nicht so gut ist.

00:13:08: Und da möchte ich mich gerne auf meinen Kollegen Bodo Melnig berufen,

00:13:14: der sich schon seit Jahrzehnten mit den Nachteilen des Milchkonsum befasst hat.

00:13:20: Und es gibt inzwischen so viele wichtige, auch wissenschaftlich belegte Untersuchungen,

00:13:27: die zeigen, je weniger Milchprodukte desto besser.

00:13:32: Ganz eindeutig.

00:13:33: Und international ist man da schon relativ weit gekommen.

00:13:38: Vor jetzt ein oder zwei Jahren hat die kanadische Regierung eingeführt,

00:13:44: dass es in der Schule keine Schulmilch mehr gibt, wie man die nennt.

00:13:49: Aus den Erkenntnissen, dass Milch nicht unbedingt gesundheitsförderlich ist.

00:13:56: Ja, super, super interessant.

00:13:59: Und was mir halt auch richtig gut gefällt,

00:14:03: dass du durchaus eine Meinung, die du vielleicht mal vertreten hast,

00:14:09: auch wieder relativieren kannst, wenn einfach die Wissenschaft

00:14:12: eine andere Aussage dazu trifft.

00:14:16: Und das ist was, was ich immer so toll finde an Menschen,

00:14:23: die schon ein bisschen älter sind.

00:14:25: Ich gehör ja auch jetzt bald dazu, aber dass sie in der Lage sind,

00:14:28: tatsächlich auch noch Sachen zu sehen und dann zu verändern.

00:14:32: Und ich glaube, das ist das, was man dann als Weisheit bezeichnet.

00:14:36: Und ich denke, davon hast du eine ganz große Portion mittlerweile dabei.

00:14:40: Und wie fühlt sich das denn so an, wenn man so gesehen wird?

00:14:46: Weil ich tute es auf jeden Fall.

00:14:48: Na, Weisheit ist natürlich ein großes Wort.

00:14:51: Da bin ich ein bisschen vorsichtig damit.

00:14:55: Meistens beantworte ich es sehr vorsichtig und sage,

00:14:58: wir sind eher vorsichtiger geworden,

00:15:00: weil wir wissen, welche Gefahren es geben kann.

00:15:03: Aber natürlich, es ist ein lebenslanges Lernen

00:15:06: und wer das nicht mitmacht, ist ganz schlecht beraten.

00:15:09: Die Zeiten ändern sich, die Bedingungen ändern sich,

00:15:12: wir gewinnen neue Erkenntnisse

00:15:14: und das müssen wir annehmen und umsetzen,

00:15:17: auch wenn es ein bisschen schwer fällt.

00:15:19: Ich meine, wer jetzt jeden Tag seine Meinung ändert,

00:15:22: der macht sich vielleicht auch Unglaubwürdigkeit.

00:15:25: Das ist auch mir auch immer wichtig,

00:15:27: dass man das, was für uns als Wissenschaftler überhaupt am wichtigsten ist,

00:15:32: ist die Glaubwürdigkeit.

00:15:34: Wenn die Wissen, der einen Tag sagt er dies

00:15:37: und das anderen Tag was anderes,

00:15:40: oder er lässt sich von irgendwelchen Geldgebern beeinflussen,

00:15:44: was ja leider in der Wissenschaft auch immer wieder vorkommt,

00:15:47: dann bist du dann die Glaubwürdigkeit los.

00:15:50: Und dann kannst du erzählen, was du willst,

00:15:52: dann denken die Rennen, na ja, gestern hat er das gesagt

00:15:55: und jetzt macht er da einen Gutachten für irgendeine Firma,

00:15:59: das kann doch nicht stimmen.

00:16:01: Und das muss eben stimmig sein.

00:16:03: Oder auch in den Aussagen insgesamt.

00:16:06: Ich will dir gerne, kann ich ein Beispiel erzählen?

00:16:08: Ja, ich weiß es ja.

00:16:09: Also, ich habe eine Kollegin, die hat die Rohkost fanatisch vertreten.

00:16:16: Die hat gesagt, wir dürfen nur noch Rohkost essen.

00:16:20: Und ich habe damals schon gesagt, Rohkost ist toll,

00:16:24: die sollten wir essen, möglichst viel davon,

00:16:27: aber bitte nur so viel wie wir vertragen.

00:16:30: Denn die Verträglichkeit der Rohkost ist sehr unterschiedlich.

00:16:34: Manche Menschen, also ich gehöre dazu, ich kann 100% Rohkost machen.

00:16:38: Ich mache es aber nicht, weil es langweilig wird.

00:16:41: Aber andere vertragen das nicht.

00:16:43: Die müssen das vorsichtig dosieren,

00:16:45: oder sich auch mit Geduld dran gewöhnen.

00:16:48: Ich meine, wir sind dafür ausgestattet,

00:16:50: dass wir Rohkost gut verwerten können.

00:16:52: Das ist unsere Vergangenheit.

00:16:55: Und deshalb ist es gut, dass ich heute auch viele Dinge,

00:17:00: die ich früher schon gesagt habe, für die ich auch getarelt wurde,

00:17:04: dass ich gesagt habe, wie ich schon erwähnte, Rohkost ist gut.

00:17:08: Aber eben jeder für sich, der muss das selber entscheiden,

00:17:12: dass ich heute noch ganz genau der gleichen Meinung bin.

00:17:15: Und auf anderen Gebieten, das Beispiel Milch hast du erwähnt.

00:17:19: Ich war früher voll der Meinung Milch.

00:17:21: Also Milch ist doch ideal.

00:17:23: Guck dir die Muttermilch an.

00:17:25: Die ernährt ein Leben, das braucht weiter nichts wie Milch.

00:17:29: Eben drum, die Muttermilch.

00:17:31: Ich vergleiche das immer mit den Rindern.

00:17:34: Die Kühe, die auf den Weiden schienen, fressen nur Gras.

00:17:38: Und die synthesisieren alles, was sie brauchen.

00:17:41: Und das muss auch nicht tierisch sein, was man aufnimmt.

00:17:45: Ich denke immer an diese großen Tiere, die stieren, die elefanten,

00:17:53: und die geraffen. Alles 100% veganer.

00:17:57: Was haben die für Muskeln, was haben die für Kraft?

00:18:00: Und vor allen Dingen leben die alle viel länger als die Fleischfressen in Tiere.

00:18:05: Also Löwchen sind wie Katzen oder die Hunde oder Wölfe, was man nehmen will.

00:18:14: Die leben 15, 20, vielleicht mal 25 Jahre.

00:18:18: Und die Elefanten und die Geraffen locker 50, 60 Jahre.

00:18:23: Man kann dann immer noch die Schildkröten erwähnen.

00:18:26: Die leben ein paar 100 Jahre, dann alles Vegetarier.

00:18:30: Fleisch esse, Sterben früh.

00:18:32: Wir haben ja zwei Bücher zusammengeschrieben.

00:18:37: Einmal Klartext Ernährung und Klartext Abnehmen.

00:18:42: Die sind übrigens richtig gut angekommen, besonders Klartext Ernährung.

00:18:48: Es ist irgendwie so ein Stück weit für mich auf jeden Fall so ein Lebenswerk,

00:18:54: wo einfach alles drin steht und das mit dir zusammenzuschreiben.

00:18:58: Das war für mich wirklich eine ganz große Freude.

00:19:03: In diesen Büchern haben wir geschrieben, warum eine pflanzliche Ernährung so gesund ist

00:19:11: und haben wirklich all unser Wissen reingepackt.

00:19:14: Aber da ist trotzdem immer wieder eine Frage aufgetaucht.

00:19:19: Und die steht auch immer wieder irgendwo dazwischen für ganz viele Leute.

00:19:29: Warum glaubst du denn, ist es so schwer,

00:19:34: dass sich die Menschen entscheiden oder nicht entscheiden, sich gesund zu ernähren?

00:19:41: Wo dran liegt es?

00:19:43: Da gibt es natürlich eine ganze Reihe von Gründen dafür.

00:19:48: Fangen wir vielleicht an mit der Tradition, Tradition in Familien,

00:19:54: die immer bestimmte Mahlzeiten oder Nahrungsmittel verzehrt haben.

00:20:00: Man hat das von Kind auf angehörnt.

00:20:03: Und die prägende Zeit, gerade für Ernährung, was sich auch lange hält,

00:20:07: ist die Jugendzeit, also schon im Kindesalter.

00:20:11: Und deshalb ist es ein Jammer, dass heute nicht viel mehr frühkindlich gemacht wird auf diesem Gebiet.

00:20:17: Man macht es in anderen Bereichen, aber eben nicht im Bereich Ernährung.

00:20:22: Also das wäre ein Grund, diese Familien-Tradition zu durchbrechen.

00:20:28: Und es ist dann insgesamt auch die Kultur.

00:20:31: Wir wissen, dass Menschen in verschiedenen Kulturen sich unterschiedlich ernähren.

00:20:35: Viele sind auch gesund.

00:20:37: Und wir wissen aber, wenn man vergleicht, wenn es die Mittelmeerkoste ist

00:20:41: oder auch die asiatischen Kostformen, die eben deutlich gesünder sind,

00:20:46: wo die Menschen länger leben und vor allen Dingen gesünder länger leben.

00:20:51: Und dort, wo mehr Fleisch gegessen wird, gibt es diese Zivilisationskrankheiten,

00:20:56: die wahnsinnig teuer werden insgesamt, treten deutlich häufiger auf.

00:21:01: Also schon das sind Gründe dafür, dass man sich pflanzig ernähren sollte.

00:21:08: Ich hoffe wirklich, dass irgendwann so weit ist,

00:21:11: dass einfach in den Schulen gesunde Ernährung unterrichtet werden wird.

00:21:16: Und ich hoffe, ich hoffe das doch sehr, weil ich glaube, es ist an der Zeit,

00:21:22: wir sehen ja, wie krank Menschen werden, also wie unser Gesundheitssystem

00:21:28: auch dadurch belastet ist.

00:21:30: Das ist ja ein absoluter Wahnsinn.

00:21:33: Lieber Klaus, jetzt würde ich gern ein bisschen mehr über dich erfahren.

00:21:38: Ach, über dein...

00:21:40: Ach, über dein ach so spannendes Leben.

00:21:45: Ich weiß eine Sache, die du mir irgendwann mal erzählt hast.

00:21:55: Und zwar, eigentlich wolltest du ja irgendwas mit Sport machen.

00:21:59: Richtig.

00:22:00: Aber ich meine, du bist super sportlich, du bewegst sich total viel, gar kein Thema,

00:22:06: aber Sportler bist du jetzt nicht geworden, sondern du bist ja Professor

00:22:10: für Ernährungswissenschaften geworden, für Biochemie, für Mikrobiologie

00:22:17: und so weiter und so fort.

00:22:19: Wie bitte bist du dahin gekommen?

00:22:22: Wie fünf Stunden haben wir Zeit?

00:22:24: Naja, ich versuch dich zu leiten, ja?

00:22:26: Ich fragte anzwischen drin.

00:22:28: Mach das.

00:22:29: Okay, fang einfach jetzt mal an.

00:22:31: Ich war als Kind, glaube ich, ziemlich begabt als Sportler.

00:22:35: Ich hatte schon in jungen Schuljahren eine Klasse übersprungen

00:22:40: und war dann immer der Jüngste in meiner Klasse.

00:22:43: Und wenn es zu Sport kam, und damals waren die Sportarten noch sehr einfach,

00:22:48: wenn Sport gemacht wurde, da gab es immer drei Disziplinen,

00:22:52: Weitsprung, Ballwerfen und 100 Meter Lauf.

00:22:56: Das waren so die Standarddisziplinen.

00:22:58: Und obwohl ich der Jüngste war, war ich in allen drei Disziplinen der Beste.

00:23:03: Und das hat mich natürlich motiviert.

00:23:05: Da habe ich gedacht, ja, Sport ist ganz toll, vielleicht Olympiade und so.

00:23:09: Man hat ja so Fantasien.

00:23:11: Aber das ist dann untergegangen, weil ich auch in einer Zeit gelebt habe,

00:23:18: die nicht so günstig war.

00:23:21: Ich finde, ich heute sehe, welche Möglichkeiten meine Kinder hatten

00:23:26: und meine Enkelkinder inzwischen.

00:23:28: Inzwischen bin ich ja Urgroßvater geworden

00:23:30: und hoffe auch für meine Urenkel, dass die noch so gute Bedingungen haben,

00:23:36: dass wir doch sehr, sehr einfach und eigentlich auch unter marginalen Bedingungen gelebt haben.

00:23:43: Ich habe also sechs Jahre vor dem Ersten, vor dem Zweiten Weltkrieg gelebt.

00:23:48: Und ich war unterenährt.

00:23:50: Ich hatte Vitamin D-Mangel, Drakitis, das ganze eindeutig.

00:23:54: Weil man einfach nicht aufgepasst hat.

00:23:57: Es gab damals schon den Lebertran, den man verabreicht hat.

00:24:01: Man braucht ja nur sehr geringe Vitamin D-Mengen.

00:24:04: Aber wenn das überhaupt nicht gegeben wird,

00:24:06: wenn du eins von drei Kindern bist, irgendwann hat die Mutter auch in der Milch nicht mehr die Mengen zur Verfügung,

00:24:12: dann brich so was aus.

00:24:14: Und dann kam die sechs Kriegsjahre.

00:24:17: Das war keine schöne Zeit.

00:24:19: Ich musste sicher nicht auf die Details eingehen.

00:24:21: Und dann kam die sechs Nacht-Kriegsjahre.

00:24:24: Und dann war ich 18 und meine Kindheit war ein hin mit Katastrophe.

00:24:28: Verglichen mit den Möglichkeiten und der Situation, wie man sie heute hat.

00:24:32: Also es war einfach, wir mussten, da kam noch hinzu, mein Vater war im Krieg.

00:24:38: Meine Mutter war fast blind.

00:24:40: Wir Kinder, wir waren zu dritt, mussten alles machen.

00:24:44: Wo kommst du eigentlich her?

00:24:46: Ich komme aus der Lüneburger Gegend, aus der Lüneburger Heide.

00:24:49: Und schon Lüneburger Heide besagt etwas aus über die Möglichkeiten, gut oder nicht so gut zu leben.

00:24:57: Die Heide besteht aus Sandböden.

00:24:59: Und Sandbrüden bringen meistens nur mäßige Erträge.

00:25:05: Der Boden ist längst nicht so nach wie die Lebenböden oder andere Böden.

00:25:09: Immerhin, es war dann so, dass wir als Kinder schon gelernt haben, zu kochen, zu backen,

00:25:18: zu wäschen, zu waschen.

00:25:20: Und das ging noch mit dem Waschbrett.

00:25:22: Waschmännchen gab es nicht.

00:25:24: Und zu bügeln und im Garten zu arbeiten.

00:25:27: Also alles was gemacht werden musste, haben wir als Kinder gemacht.

00:25:30: Das haben wir aber damals auch gar nicht als Last empfunden.

00:25:34: Das ging an allen Kindern, ging es so.

00:25:37: Trotzdem war es im Vergleich zu heute natürlich eine ziemlich einfache.

00:25:43: Und ja, das bot auch nicht so viele Möglichkeiten.

00:25:46: Und das hat uns geprägt.

00:25:48: Und ich darf vielleicht erzählen, dass meine Frau in ihren letzten Lebensjahren, die war pflegebedürftig.

00:25:55: Und sie wollte auch keine Pflege haben von außerhalb.

00:25:59: Das ist mir überhaupt nicht schwergefallen.

00:26:01: Sie war dann schon pflegestufe 3, mich um alles zu kümmern.

00:26:05: Ich konnte kochen, ich konnte waschen und ich konnte bügeln und abwaschen.

00:26:10: Und eine kranke Frauversorgung ist mir nicht schwergefallen.

00:26:15: Ich hatte ein Kindheit.

00:26:17: Meine Frau habe ich viel zu verdanken, weil die mir mein ganzes Leben lang den Rücken gestärkt hat,

00:26:22: dass ich meinen Beruf nachgehen könnte.

00:26:25: Erfreulicherweise ist sie mir das nicht schwergefallen, weil sie immer gesagt hat,

00:26:29: ich habe vier Kinder, ich will Mutter sein, ich bleib zu Hause.

00:26:32: Ich muss nicht selber Geld verdienen.

00:26:35: Und daher war das, ich war da sehr, da habe ich sehr viel Glück gehabt, sagen Sie mal so.

00:26:40: Das glaube ich auch.

00:26:42: Und wenn du das so gemacht hast, hast du deine Kindheit zu verdanken.

00:26:45: Aber die Kindheit hat ja irgendwann mal aufgehört, du hast da einen Schulabschluss gemacht.

00:26:50: Bis wohin ging dieser Schulabschluss?

00:26:54: Ja, die ging mit der Schule abkürft.

00:26:56: Und dann, was kam dann?

00:26:58: Ja, also obwohl ich war übrigens der Klassenbeste im Abschluss,

00:27:02: von unserer Klasse, aber damals war das auch noch so,

00:27:05: vielleicht ist es heute noch ein bisschen so,

00:27:08: in den Schulen ist es ja verpönt, ein gewissenhafter Schüler zu sein.

00:27:12: Das hat wahrscheinlich sehr nachgelassen.

00:27:14: Also man war dann schnell ein Streber,

00:27:16: das war ein ganz, ein ganz schlimmes Wort für jemanden,

00:27:21: der gewissenhaft seine Schularbeiten gemacht hat.

00:27:24: Also ich war schon immer daran interessiert.

00:27:26: Da war es so, dass man kaum Lehrstellen bekam für Berufe.

00:27:32: Das lacht daran, dass viele der 16, 17-Jährigen zum Teil 15-Jährigen,

00:27:39: die wurden in den letzten Kriegsjahren noch eingezogen, zum Militär.

00:27:44: Leider sind auch viele dabei umgekommen, aber viele sind natürlich zurückgekommen.

00:27:48: Und denen hatte man irgendwie verwährt,

00:27:50: dadurch, dass sie ihren Abschluss machen konnten im Gymnasium, also fürs Abitur.

00:27:58: Und die hatten dann Vorrang, nicht nur in der Schule,

00:28:02: dass sie ihr Abschluss nachmachen konnten, sondern auch viel Lehrstellen.

00:28:07: Und für mich wurde dann eine Lehrstelle gefunden als Gärtner.

00:28:11: Und ich habe dann Gärtner gelernt.

00:28:13: Das hat mir auch Spaß gemacht.

00:28:15: Und ich war später immer im Leben immer dankbar dafür,

00:28:18: weil ich im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen sehr genau wusste,

00:28:23: was man für Pflanzen hat, wie die vermehrt werden,

00:28:27: wie die gepflanzt, veredelt werden, geschwitten werden und so weiter.

00:28:30: Also empfinde ich nachts, die das großes Glück, dass ich das gemacht habe.

00:28:35: Diese Gärtnerlehre, die dauerte fünf Jahre, ist es richtig?

00:28:38: Nein, nein, die Dauerte standert drei Jahre.

00:28:41: Drei Jahre?

00:28:42: Drei Jahre.

00:28:43: Ich habe allerdings meine Prüfung, wie ich das meistens immer so gemacht habe,

00:28:47: nach zweieinhalb Jahren schon machen könnte,

00:28:49: weil die gesagt haben, du kannst schon mal die Prüfung machen.

00:28:51: Ich habe sie dann auch mit sehr gut bestanden.

00:28:53: Und nur am Rande, in meinem letzten Lehrjahr, gab es in Deutschland,

00:28:58: das war 1951, die erste Bundesgartenschau in Hannover.

00:29:04: Und da war ein Wettbewerb von Gärtner Lehrlingen aus ganz Deutschland.

00:29:09: Und ich habe dann teilgenommen, ja, ich habe es gewonnen

00:29:13: und war denn Deutschlands beste Gärtner Lehrling.

00:29:17: War schön.

00:29:18: Das denke ich mir.

00:29:19: Das war schön.

00:29:20: Und wie ging es dann weiter?

00:29:22: Also vom Gärtner bis zum Professor ist ja schon ein Weg.

00:29:25: Ja, das ist ein langer Weg und der nimmt immer wieder ganz scharfe Kurven.

00:29:31: Und das war jedes Mal auch mit irgendeinem Nicht-Zufall zuviel.

00:29:35: Es gibt es ja nicht mit sehr viel Glück verbunden.

00:29:38: Und da bin ich sehr dankbar dafür, dass mir viele Menschen auch geholfen haben,

00:29:42: mir neue Möglichkeiten aufgezeigt haben, was ich machen konnte.

00:29:46: Und wenn es der Plan war, ganz eindeutig, damals musste man noch um dann

00:29:51: Gartenarchitektur zu studieren.

00:29:54: Das war mein Ziel, dann Gartenarchitektur zu studieren.

00:29:57: Da brauchte man nach der abgeschlossenen Lehre fünf Wanderjahre.

00:30:02: Musste man dann...

00:30:03: Ja, meine Güte.

00:30:04: Das gibt es heute kaum noch.

00:30:06: Einige machen das ja noch aber kaum noch.

00:30:08: Zimmermänner, glaube ich, oder?

00:30:10: Ja, die machen zumindest.

00:30:11: Die Zimmermänner, die sieht man dann auch.

00:30:13: Die machen drei Jahre von der Zeit.

00:30:15: Fünf Jahre.

00:30:16: Fünf Jahre.

00:30:17: Hast du gemacht?

00:30:18: Natürlich.

00:30:19: Alles gemacht.

00:30:20: Und dann war es klug, dass man dann in verschiedenen Betrieben gearbeitet hat.

00:30:25: Ich war dann ein Jahr in Bad Tölz.

00:30:27: Da war ich in einer Gärtnerei, die hat Blumen gezüchtet,

00:30:32: aber auch Gemüse angepflanzt und so weiter für ein Krankenhaus in Erselinie.

00:30:36: Dann war ich ein Jahr in Hamburg in einer der heute noch existierenden größten Solitärpflanzengärtnerei Europas,

00:30:47: Lorenz von Ehren.

00:30:49: Wer das hört, wird sich der eine oder andere, wer das vielleicht schon mal gehört haben,

00:30:53: da hat man ganz viel über Bäume, Baumschnittveredelungen und so weiter gelernt.

00:30:58: Dann war ich ein Jahr in Köln in einer Staudengärtnerei, wo man nur Stauden gehabt hat.

00:31:04: Anschließend war ich dann über zwei Jahre in der Schweiz, um Landschaftsgärtnerei zu lernen.

00:31:11: Da hat man gelernt, wie man Gärten anlegt, mit Wegen, wo Pflanzen kommen,

00:31:20: ob ein Schwimmbad vorgesehen ist oder ein Teehaus und so weiter.

00:31:25: Das musste dann entsprechend bepflanzt werden.

00:31:28: Jetzt haben wir natürlich nicht geplant.

00:31:31: Als die fünf Jahre um waren, habe ich mich schon angemeldet.

00:31:38: Damals gab es nur zwei Gartenbauschuhe in Deutschland, einen in Osnabrück und einen in Weihendstefern.

00:31:44: Als Norddeutschland hat man sich dann für Osnabrück entschieden.

00:31:48: Inzwischen hatte ich Kontakt mit Amerika aufgenommen.

00:31:51: Wir hatten da einen entfernten Verwandten.

00:31:54: Damals war das noch so, man brauchte, um nach Amerika auszuwandern, einen Bürgen,

00:32:00: der dann verantwortlich dafür war, dass du niemanden umbringst,

00:32:05: dich davon im Viech verhältst oder dich zumindest unterhältst.

00:32:09: Wir kennen als Sozialstaat Unterstützung und so weiter null.

00:32:15: Das ist bis heute in Amerika von Ausnahmen abgesehen.

00:32:19: Wolltest du schon immer nach Amerika?

00:32:21: Irgendwie schon.

00:32:23: Das ist dann so in der Zeit.

00:32:26: Ich kann mich noch erinnern, als ich von Norddeutschland nach Bayern fuhr.

00:32:32: Bayern, das war wie eine Weltreise damals.

00:32:36: Also unglaublich, Bayern, das ist doch weit weg.

00:32:40: Und das mit Amerika natürlich noch dramatischer Amerika,

00:32:45: das Land der unbegrenzten Möblichkeiten.

00:32:48: Und damals hatte ich die naive Idee, wenn ich da jetzt nicht hinkomme,

00:32:53: wenn ich erst mal verheiratet bin, eine Familie gründe,

00:32:57: da komme ich nie mehr nach Amerika, das kann man sich überhaupt nicht leisten.

00:33:01: Man konnte sich das ja nicht vorstellen, wie sich das alles entwickelt.

00:33:05: Aber das ist eine ganz lange Story, die ich ganz kurz machen will.

00:33:08: Aber ich will es wissen unbedingt.

00:33:10: Ja gut, es war dann so, ich kannte meine Frau schon.

00:33:14: Wir waren jung und verliebt und ich wollte nach Amerika und sie wollte nicht.

00:33:20: Sie wollte überhaupt nicht.

00:33:22: Ihr wollte nicht nach Amerika?

00:33:24: Überhaupt nicht, mit Händen, wenn es so wird.

00:33:26: Ich brauchte sehr viel Überzeugungskraft,

00:33:30: um sie davon zu überzeugen, dass das eine gute Idee wäre.

00:33:33: Wir haben letztlich einen Kompromiss gefunden.

00:33:35: Der da gewesen war?

00:33:37: Wir bleiben ein Jahr.

00:33:39: Okay, jetzt wird es spannend.

00:33:41: Ja, das sagt doch auch.

00:33:43: Dann haben wir aber vorher, bevor wir losgefahren sind,

00:33:47: im Alter von 22 Jahren haben wir dann beschlossen,

00:33:52: dass wir vorherraten, bevor wir auswandern.

00:33:55: Wir haben geheiratet und eine Woche später waren wir auf dem Schiff.

00:33:59: Das war also unsere Hochzeitsreise.

00:34:02: 13 Tage auf See.

00:34:04: Heute fährt man in fünf Tagen darüber.

00:34:06: Das war so ein alter Schifferkran.

00:34:09: Die Berlin, die gibt es glaube ich gar nicht mehr, die Berlin.

00:34:13: Das war eine Katastrophe.

00:34:15: Winstärke 11 im April.

00:34:18: Meine Frau war von den 13 Tagen 14 Tage See krank.

00:34:24: Die war nur See krank.

00:34:27: Und schon damals habe ich beschlossen, nie wieder eine Hochzeitsreise.

00:34:31: Nie wieder eine Hochzeitsreise.

00:34:34: Ja, und so eine Katastrophe.

00:34:36: Und nie wieder eine Hochzeitsreise auf See.

00:34:39: Ja, das.

00:34:41: Und dann haben wir dann in Amerika angekommen.

00:34:44: Und dieser entfernt Verwandte, der war Professor an einer Universität

00:34:48: in Kolumbus Ohio, wo wir angekommen sind.

00:34:51: Und er hat sich sehr liebevoll um uns gekümmert.

00:34:54: Wir sind da ohne Geld angekommen.

00:34:56: Wie naiv kann man sein?

00:34:58: Aber wir hatten gerade genug Geld, die Schiffskarten zu kaufen.

00:35:01: Das war nicht so einfach damals.

00:35:03: Na jedenfalls hat der sich um uns gekümmert.

00:35:06: Und dann sagte der eines Tages, ich war dann, ich hatte da schon

00:35:10: eine Arbeit angenommen, habe schon Geld verdient.

00:35:12: Man muss irgendwie anfangen.

00:35:14: Und hat dann auch schnell gemerkt, da könnte ich was draus machen.

00:35:17: Und hätte mir auch zugetraut, mich dann selbstständig zu machen.

00:35:21: Ich bin sicher, ich hätte das da zum großen Gartenbau-Betrieb gebracht.

00:35:26: Hätte ich mir zugetraut.

00:35:28: Aber so kam es eben nicht.

00:35:30: Der hat gesagt, Klaus, hättest du nicht loszustudieren?

00:35:34: Ich sag studieren, das geht doch gar nicht.

00:35:37: Das ist kein Abitur.

00:35:39: Dann haben wir gesagt, das können wir mal sehen, wie wir das machen.

00:35:43: Und dann sind wir da zur Verwaltung gegangen und haben uns erkundigt.

00:35:46: Er war da auch nicht ganz sicher, wie das geht.

00:35:48: Und haben gesagt, ja, wir brauchen schon irgendwie eine Dokumentation.

00:35:53: Aber weil ich schon etwas älter war, ich war ja keine 18 Jahre mehr,

00:35:59: wurde mir erlaubt, eine Prüfung zu machen.

00:36:02: Und dann haben wir gesagt, diese Prüfung, das ist mindestens was.

00:36:06: Die muss man bestehen.

00:36:08: Nur war mein Englisch natürlich nicht gut.

00:36:11: Dann habe ich die Prüfung gemacht und ich war sehr überrascht,

00:36:14: dass ich die bestanden habe.

00:36:16: Ich konnte also anfangen zu studieren.

00:36:18: Und meine Idee war eigentlich, ein Jahr oder ein Semester zu machen

00:36:21: und vernünftig Englisch zu lernen.

00:36:24: Aber dann wirst du gefragt, ja, was wollen Sie denn studieren?

00:36:27: Physik, Chemie, Biologie, Musik, Theologie war alles im Angebot.

00:36:33: Einige haben versucht, mich dazu überreden, ich solle Theologie studieren.

00:36:38: Aber das war mir...

00:36:41: Was hast du studiert?

00:36:43: Wahrscheinlich was, was dir nahelag, oder?

00:36:46: Irgendwas, was dir nahelag.

00:36:48: Natürlich, ich habe gesagt, ich studiere Botanik.

00:36:51: Macht Sinn.

00:36:52: Botanik gab es gar nicht.

00:36:54: Gab es gar nicht?

00:36:55: Nee, Botanik als Fach wurde nicht angeboten.

00:36:58: Also das war dann Biologie.

00:37:00: Da haben wir sich nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Tieren

00:37:03: und mit der ganzen Physikologie.

00:37:06: Was wurde aus dem einen Semester?

00:37:09: das wurde nach einem Semester kam unser erstes Kind. Da waren wir Familie und dann wurde

00:37:19: es natürlich schwer. Heißt es du hast gearbeitet? Natürlich. Du hast studiert? Ja. Die Sprache ging

00:37:27: dann einigermaßen und das erste Kind kam und die Ille, deine Frau, die hatte eine Arbeit gefunden

00:37:35: in einer Bank, das habe sie auch in Deutschland gemacht. Die hat aber so wenig verdient, dass wenn

00:37:43: man sein Kind weggibt in Opput, in einer anderen Familie, die kostete genauso viel wie sie verdient

00:37:51: hat. Wir haben es dann trotzdem eine Weile gemacht, weil das für sie auch sehr gut war, dass sie auch

00:37:58: mehr Englisch, Nähnte, Kontaktaufnahmen, Leute kennenlernt und so weiter. Aber als das zweite

00:38:04: Kind dann kam, ziemlich schnell danach, da hat sich das wirklich nicht mehr gelohnt und das ist zu Hause

00:38:10: geblieben. Das bedeutet aber, dass ich viel arbeiten musste. Also ich kann mich nicht erinnern, dass ich

00:38:18: je einen Wochenende richtig freier habe. Am Wochenende gegen das Am ersten habe ich meistens nicht nur

00:38:23: acht, sondern neun, zehn, elf Stunden gearbeitet, manchmal noch Sonntags und in der Woche so oft

00:38:28: es ging nachmittags. Denn ich hatte Miete zu betalen, Familie zu ernähren und Studiengebühren.

00:38:35: Stimmt, die gibt es ja in Amerika auch noch. Aber hallo und die sind nicht wenig. Ja. Und wie lange

00:38:42: hast du dann studiert? Was ist in der Zeit passiert? Normalerweise studiert man vier Jahre, um sein

00:38:48: Bälschler zu bekommen. Ich habe aber fünf Jahre gebraucht, einfach, weil ich so viel arbeiten musste,

00:38:54: dass ich das Penso gar nicht durchhalten konnte oder erfüllen konnte. Und was warst du nach dem

00:39:00: Studiengang? Nach dem Studiengang, ich habe dann nach dem zweiten Jahr, wir mussten auch als Biologen sozusagen

00:39:11: Kurse in Chemie natürlich nehmen, das gehört dazu. Und plötzlich habe ich gedacht, das ist was Tolles

00:39:17: mit der Chemie. Das hat mich richtig interessiert und ich habe dann gewechselt von der Biologie in die

00:39:23: Chemie und habe dann meinen Bachelor gemacht in Chemie. Ich habe also meinen Bachelor in Chemie.

00:39:31: Und dann bekam ich aus irgendwelchen glücklichen Zufällen, es gibt ja nicht, aus irgendwelchen

00:39:40: Begebenheiten, die auf mich zukamen, kam ein Angebot von der Universität in Minnesota, die suchten

00:39:49: aktiv Studenten, die Naturwissenschaften studiert haben und weiter zu studieren. Und da bin ich nach

00:39:57: Minnesota gegangen und da hatte ich zum ersten Mal ein Einkommen von 200 Dollar im Monat. Und damals

00:40:06: war der Dollar noch so viel wert, dass man tatsächlich von 200 Dollar eine Wohnung bieten

00:40:13: konnte in der Familie ernähren und alle Kosten zu tragen. Wie groß war dann damals deiner Familie

00:40:20: dann? Ach so, ja, wir waren dann inzwischen zu sechs. Also wir hatten dann nach den beiden Söhnen

00:40:26: noch zwei Töchter bekommen. Und Ella hat das alles mitgemacht? Erstaunlicherweise. Sie hatte eigentlich

00:40:34: das, was sie immer werden wollte und sein wollte. Sie wollte viel Kinder haben, wenn ich das noch

00:40:40: nachholen darf, ich weiß nicht, ob das wirklich interessant ist. Als sie ernstlich über Heidaten

00:40:45: gesprochen hatten, dass sie sagten, sie wollte mindestens zehn Kinder haben. Ja und das war natürlich,

00:40:51: man atmet dreimal tief durch, dann sagt man wunderbar und denkt dann ja vielleicht,

00:41:01: wir das ja da noch nicht so. Aber sie war auch glücklich damit in Vieren, oder? Ja natürlich,

00:41:05: und vor allen Dingen, nicht alle Kinder sind leicht. Die ersten Kinder waren leicht und

00:41:12: der anderen waren dann etwas schwieriger und nach Vieren hat sie dann auch so, ja ist gut so.

00:41:17: Da war dann glücklich damit. Gut, ging es weiter? Es ging weiter. Ich habe dann in Minnesota studiert

00:41:25: und zwar in Mikrobiologie. Ich habe tatsächlich meinen Master in Mikrobiologie gemacht, auch ein

00:41:32: hochinteressantes Gebiet. Da haben wir über Pasteur von Pasteur bis zu der Entdeckung,

00:41:39: dass es Vieren gibt. Das wurde da in meiner Studienzeit eigentlich erst entdeckt, dass es überhaupt

00:41:44: so was gibt, die dann dem man damals noch fahre. Da gab es so, da gab es kein richtiges Wort dafür,

00:41:51: kein richtiges Wort. Und dann ging das aber alles sehr rapid. Das fand ich sehr spannend. Und dann

00:41:57: hatte ich nochmal wieder Glück. Dabei kam ich nach meinem, dann der, ich habe dann, bin in Minnesota

00:42:04: geblieben und habe dann aber diese Wissensgebiete praktisch zusammengefasst und habe weiter Biochemie

00:42:11: studiert und bin dann auch in Biochemie promoviert worden. Das ist also mein akademischer Abschluss

00:42:17: gewesen. Okay, dann kam wieder ein Glücksfall, ein Angebot aus Kalifornien, das ich da in einem

00:42:25: Labor mitarbeiten konnte, von einem Nobelpreisträger und das war super spannend. Da habe ich ganz viel

00:42:32: gelernt, auch wie man Forschung betreibt. Und da waren wir dann zwei Jahre. Dann wieder ein Zufall,

00:42:39: das kam ein Angebot nach Thailand zu gehen. Mein Chef, der war sehr bekannt, dir wird das nicht

00:42:49: sagen, vielleicht vielen anderen auch nicht. Paul Boyer hießte Biochemiker, der den Nobelpreisträgern

00:42:55: bekommen hat. Der hat eine Weltweise gemacht und unter anderem war er in Thailand und dann haben

00:43:01: die Dozenten gesucht für eine neue Universität, die die Rockefeller Stiftung im Bangkok errichtet

00:43:08: hat, vollkommen finanziert. Und um diese Universität in Gang zu bringen, haben sie versucht für alle

00:43:16: medizinischen Fakultäten junge Wissenschaftler zu gewinnen, die ihr Fach unterrichten. Ich habe da

00:43:22: also zwei Jahre lang Biochemie für Medizinsplenden unterrichtet. Und da waren aber viele, also er

00:43:29: hat uns alle angesprochen, der Boyer in unserem Labor bei der wöchentlichen Besprechung, da hat er

00:43:36: gesagt, ja, ich war in Thailand und die suchen jemandem, sag mir bis morgen, wer Lust hat, dahin zu gehen.

00:43:43: Und wir hatten alle begeistert und gesagt, toll, nach A sind jetzt, das wäre doch was. Und ich kam an

00:43:50: sich am wenigsten in Frage, ich war verheiratet, hatte vier Kinder, das war schon was größeres dann

00:43:58: so weit weg und mit Kindern und er hat gesagt, sag mir Bescheid bis morgen, wer wirklich interessiert ist,

00:44:06: damit die warten darauf, die wollen das wissen. Und am nächsten Morgen kamen wir dann wieder zusammen

00:44:12: oder vielleicht war es am übernächsten Morgen, dann hat er gesagt, ja, wie ist es, wer will denn gehen.

00:44:19: Und dann habe ich gesagt, ja, ich würde gerne gehen, aber meine Frau ist gerade schwanger geworden.

00:44:25: Und dann habe ich gesagt, ja, ich würde gerne gehen, aber wir haben gerade in Haus an bezahlt. Und so ging das.

00:44:30: Und zum Schluss blieb ich eigentlich übrig und dann sagte zu mir, how about you, Klaus. Und da habe ich gesagt,

00:44:38: yes, I'm ready to go. Und dann habt ihr alles gepackt und seid nach Thailand innerhalb welcher Zeit, bitte?

00:44:47: Ja, vielleicht darf ich das noch kurz erwähnen. Ich hatte das dann in der Schule erzählt, du hast zu,

00:44:52: Angebot Thailand. Also ich glaube, ich habe überhaupt keine Chancen. Wir waren zu zwölf oder fünf,

00:45:00: sind wissenschaftliche Mitarbeiter in deinem Labor. Da habe ich gesagt, wir haben da auch eine Chance,

00:45:05: dass ich mich sehr interessant an. Und am nächsten Tag hervor ich dann, dass ich der Einzige war.

00:45:11: Und dann habe ich gleich zugesagt und dann habe ich meine Frau angerufen. Ein für mich immer noch

00:45:18: denkwürdiges Telefon naht, wie es wahrscheinlich viele nicht führen wurde. Ich habe angerufen,

00:45:23: gehe klingelt zu Hause angerufen, meine Frau ist am Telefon. Da sage ich, hallo, honey, ich habe sie mir

00:45:29: Handig genannt. Wie holt ich? Hallo, honey. Dann habe ich gesagt, ich sage es mal auf Englisch, weil ich

00:45:35: denke, dass wir die jeder verstehen. Guess where we are going next year. Also wo gehen wir hin im nächsten

00:45:43: Jahr? Und dann hat sie gesagt, where are we going? Und dann habe ich gesagt, nach Thailand. Und da hat sie

00:45:51: gesagt, wonderful. Das war wie schön. Kürz ist das Telefongespräch über eine ganz wichtige

00:45:58: Entscheidung über unsere Zukunft. Und dann haben wir unsere Sachen gepackt. Wir sind nach Thailand

00:46:03: gefahren mit unseren vier Kindern. Die waren dann von drei bis zehn Jahre alt. Und weniger von drei bis acht.

00:46:13: Und Thailand warst du zwei Jahre? Ja. In Thailand? Ich war in Bangkok zwei Jahre. Also in dieser

00:46:20: Uni von der Europascheidung. In dieser neuen Universität, die heute auch noch existiert. Und das ist

00:46:24: wirklich eines der wirklich gelungenen Entwicklungsprojekte gewesen. Es ist ja so viel

00:46:30: Entwicklungshilfe in irgendwelche Sachen gebuttert worden. Nach zehn Jahren hast du da nichts mehr

00:46:36: von gesehen. Da musste man leider sagen viel Geld investiert, aber nichts nachhaltiges. Und

00:46:42: diese Universität ist heute einer der führenden Universitäten in Thailand. Die Mahidun University,

00:46:48: so heißt sie, hat auch einen guten Ruf. Existiert weiterhin. Aber mein Vertrag war nach zwei Jahren

00:46:54: ausgelaufen, weil dann die Rogerfeller Schiffern hat das sehr klug gemacht. Die hat junge Thailänder

00:47:00: ins Ausland geschickt nach Australien, nach England, nach Amerika. Hat sie dort ausgebildet. Haben gesagt,

00:47:06: ihr werdet ausgebildet, um dann zurückzugehen in ein Heimatland und diese Position zu übernehmen.

00:47:11: Und als ich in Los Angeles war, da lernte ich einen jungen Thail kennen. Und ich habe dann mich mit ihm

00:47:21: unterhalten und da sagte, ich sauche ja, was er macht und was er tut. Und da sagte er wird finanziert

00:47:28: von der Rogerfeller Schriftung. Und wenn er ausgebildet ist, geht er zurück nach Bangkok. Und siehe

00:47:34: da, ich war dann praktisch der erste, der da war und mein Vertrecher lief nach zwei Jahren aus und

00:47:39: dann kam er. Da haben wir uns wieder gesehen. Also auch kluge Entwicklungshilfe gewesen. Auf jeden Fall.

00:47:45: Es gab ja viele Fehler, die gemacht wurden, aber das war eine richtig gute. Okay, eure Zeit war dann

00:47:51: in Bangkok zu Ende. Wo geht es dann hin? In der Zwischenzeit hatten wir natürlich ein bisschen

00:47:56: unternommen in Thailand, haben uns das Land angeguckt, auch ein paar Nachbarländer besucht und waren

00:48:01: dann auch im Norden der Stadt. Und da gab es einen Institut, das war den Krankenhaus angegliedet. Das

00:48:08: befasste sich mit Unterernährung und Animieren, besonders für Kinder. Und siehe da, die suchten

00:48:17: jemand, der das Labor leitet, wo man die Untersuchung machte. Blutuntersuchung,

00:48:23: Schuluntersuchung, Speicheluntersuchung, alles, was man so untersuchen kann. Und die hatten von mir

00:48:30: gehört, dass ich da im Banken bin und haben mir angeboten, dass ich das Labor dort leiten kann.

00:48:35: Und dann haben wir kurz überlegt, illo nicht, meine Frau nicht, und haben dann gesagt, toll, machen

00:48:43: wir. Also auf nach Chiang Mai, 800 Kilometer weiter im Norden. Und das war für uns alle,

00:48:51: vielleicht sogar die schönste Zeit in unseres Lebens. Wieso? Vor allen Dingen, weil es den

00:48:57: Kindern da so gut gefallen hat. Da gab es eine Emissionarschule, die hatte wunderbare Lehrer

00:49:04: und das ist eine ländliche Gegend. Das ist nicht ganz so heiß und so schwül wie im Bangkok. Das

00:49:11: ist schon so ein bisschen an den Gebirgshängen dort. Tolles Klima, ganz nette Menschen. Wir waren

00:49:19: alle jung und gesund. Also war wunderbar. Wie lange wart ihr da? Drei Jahre. Und dann? Dann hatte ich

00:49:27: inzwischen jemanden kennengelernt, der im Bangkok auftaucht, der das Institut für Ernährungswissenschaften

00:49:37: in Gießen gegründet hat, der Prof. Kreme. Und der hat einen Vortrag gehalten und ich bin da hingegangen,

00:49:43: habe mir das angehört. Und dann ergab sich das so, weil ich jetzt Deutsch war. Ich habe ihn,

00:49:48: glaube ich, angesprochen. Und dann hat er mich gefragt, was machen Sie denn, wenn Sie hier Ihr

00:49:55: Projekt beendet haben? Da habe ich gesagt, das haben wir noch nicht fest entschieden. Meine Frau

00:50:00: möchte unbedingt zurück nach Deutschland. Ich habe aber mein Angebot zurückgegehen nach Los Angeles.

00:50:05: Bist noch nicht ganz entschieden, aber vielleicht kommen wir nach Deutschland. Und da sagte er,

00:50:09: wenn Sie kommen, dann kommen Sie doch mal nach Gießen. Vielleicht gefällt Ihnen das da. Und dann

00:50:17: habe ich aber, weil ich gedacht habe, Gießen, das ist vielleicht ein bisschen einseitig. Ich werde

00:50:23: mich an der Wobbe werben und habe mich dann für Biochemie beworben. Das war ja eigentlich mein

00:50:28: Hauptthema. Ich habe mich in Freiburg bei den Biochemikern beworben. Und weil ich Mikrobiologe war,

00:50:35: habe ich mich in Göttingen bei Prof. Schlegel beworben. Schlegel? Sagt ihr das noch was? Ich glaube,

00:50:43: der ist Standardwerk für Mikrobiologie, für Medizinschlöten geschrieben. Und bin dahin gegangen

00:50:50: und habe dann eine Deutschlandtour gemacht und habe drei Fortträge gehalten. In Göttingen,

00:50:54: Schlegel, Gießen, Trämer und in Freiburg. Und bin wieder nach Bangkok gefahren und habe dann

00:51:03: gewartet. Und dann kriege ich drei Briefe und drei Zusagen. Was machen wir denn? Ja. Und warum hast

00:51:11: du dich für Gießen entschieden? Ja, in Erseln, weil ich gedacht habe, wie geht jetzt dein Leben weiter?

00:51:15: Willst du jetzt als Biochemiker dein Leben lang in Labor stehen und Untersuchungen machen, die

00:51:23: vielleicht auch ganz interessant und wertvoll sind? Oder willst du dich mit Mikroben befassen? Auch

00:51:31: interessant, aber wahrscheinlich auch in Erseln-Linie-Laborarbeit. Oder willst du Ernährungsschiff

00:51:38: Wissenschaft machen, wo du dann doch Kontakt hast mit der Menschheit und wenn du Untersuchungen

00:51:44: machst und so weiter. Und das war dann doch meine erste Priorität. Dann habe ich zugesagt den in

00:51:51: Gießen. Und dann kam aber eine schwere Sache abzusagen in Freiburg und in Göttingen. Muss ich

00:52:00: aber machen. Und ich habe mir neulich nochmal die Briefe wieder angeschaut. Ich habe also abgesagt

00:52:06: und kriegte dann sowohl vom Professor Schläger als auch aus Freiburg handgeschriebene Briefe.

00:52:15: "Liebe Herr Leitzmann, Sie haben uns berichtet, Sie haben sich für Gießen entschieden. Wollen Sie

00:52:23: sich das nicht noch einmal überlegen?" Das fand ich ganz toll. Aber damals war die Situation auch

00:52:30: besser. Aber du hast es nicht bereut? Überhaupt nicht. Nein, ich glaube, das war genau das richtige.

00:52:34: Und da konnte ich mich dann auch... Und ich konnte vor allen Dingen auf meine vielen Erfahrungen

00:52:40: zurückgreifen. Erstmal Gärtner zu sein, Pflanzen mit diesen Lebensmittel zu tun zu haben und dann

00:52:48: auch international unterwegs gewesen zu sein. Und auch... Und das hat sicher auch in diesen Bewerbungen

00:52:55: geholfen. Das war damals noch nicht so üblich, dass jemand aus Deutschland wirklich gutes Englisch

00:53:01: sprechen konnte. Das wurde nie gesagt, das wurde auch nie öffentlich diskutiert. Aber da konnte

00:53:10: man von ausgehen, dass man da vielleicht doch eine bessere Chance hatte. "Wie war dann dein Weg in

00:53:16: Gießen?" In Gießen habe ich dann... Ja, das ist dann eine neue Lebensphase gewählt. Oder wie man heute

00:53:25: sagen würde, eine Zeitentwende. Dann ging es nur noch um Ernährung. Und ich habe dann mich für

00:53:33: internationale Ernährung interessiert und das auch gemacht. Zunächst war ich wissenschaftlicher

00:53:38: Mitarbeiter. Und dann passiert aber was ganz Interessantes. Eine Gruppe von Studenten kam auf mich

00:53:44: zu und die haben gesagt, also was wir hier alles lernen, das hört sich alles so trocken und alt an.

00:53:50: Und das interessiert uns nicht so sehr, weil wir wissen, dass es gibt noch andere Dinge, die vielleicht

00:53:57: interessanter sind in der Ernährung. Und da gibt es so etwas wie Vollwerternährung. Und das praktizieren

00:54:02: wir inzwischen auch. Und jetzt wollten wir das gern weiterstudieren, aber keiner von den Professoren

00:54:09: interessiert sich für dieses Fach. Wir haben mit allen gesprochen. Das wollen wir auch mit

00:54:12: innen sprechen. Und da habe ich gesagt, das hört sich sehr interessant an. Und die haben mich dann

00:54:19: eigentlich, das muss ich unumfunden zugeben, die haben mich dann an die Spitze ihrer Interessengruppe

00:54:29: gesetzt und von denen habe ich erst mal ein bisschen gelernt, was macht ihr und warum und so weiter.

00:54:35: Und dann haben wir diese Vollwerternährung nach vorne gebracht. Ja, dann warst du ja auch so ein

00:54:40: mehr oder weniger Rebell in der Uni dort, wo du warst. Es war ja nicht, du warst nicht bequem.

00:54:49: Also es hört sich ja alle so einfach und so smooth an, wenn du so erzählst, aber in Gießen war es für

00:54:59: dich nicht ganz so einfach. Nein, das ist völlig richtig. Nein, ich war der totale Außenseiter.

00:55:04: Ich wurde auch nicht öffentlich, aber ich habe dann vieles gehört. Übrigens interessanterweise

00:55:12: höre ich jetzt in den letzten Jahren von meinen ehemaligen Studierenden und auch von den Verwaltungspersonen,

00:55:20: die da uns umgeben haben, was man damals alles über mich gesagt hat und was man mir gewünscht hat

00:55:29: und so weiter. Es war nicht sehr freundlich und es war sehr vorsichtig auszudrücken. Ich war dann

00:55:34: nicht beliebt bei den Kollegen. Warum? Ja, einfach weil ich was gemacht habe. Was damals noch reine

00:55:43: Ideologie war, das war nicht wissenschaftlich. Das war irgendwie ja das nicht universitär,

00:55:51: sich mit so einem Thema zu beschäftigen. Und ich habe aber sofort erkannt, dass das wichtig ist

00:55:58: und hatte auch immer dann so das Gefühl, du bist dann in einer Universität. Von wem wirst du bezahlt?

00:56:06: Von den Steuern der Menschen, die hart arbeiten und ihr in den Steuern zahlen müssen. Davon wurden

00:56:13: wir doch bezahlt. Und ich dachte immer, dadurch entsteht auch eine Pflicht, dass du diesen Menschen

00:56:19: was zurückgeben musst. Zumindest ist das meine Philosophie. Ja, so sollte es auch sein. Und das

00:56:26: habe ich auch viele. Wir haben natürlich wissenschaftliche Bücher geschrieben, besonders auch für die

00:56:31: Studierenden oder auch für spezielle Themen wie zum Beispiel Ernährungsökologie, aber auch andere,

00:56:40: sondern dass wir auch Bücher geschrieben haben für den Verbraucher. Häufig allerdings für

00:56:46: Mitlerpersonen, die sehr wichtig sind. Es gibt Menschen, die sich da mit befassen, Menschen zu

00:56:52: beraten. Das waren häufig auch Absolventen unseres Studiengangs, die dann in Krankenkassen, in

00:56:59: Behörden, bei Firmen und so weiter gearbeitet haben, die dann aber direkt Kontakt hatten mit

00:57:05: Menschen, die dann interessiert waren. Wie kann man sich jetzt besser gesünder und so weiter

00:57:09: nachhaltige ernähren? Also es ist auf jeden Fall ein Grund, weshalb du an der Spitze der Ernährungswissenschaften

00:57:16: stehst, immer noch stehst und auch als der Ernährungspapst, der Vollwert der Vegetarischen und

00:57:25: bisweilen auch vegan Ernährung stehst. Und das finde ich schon extrem spannend und bis dahin

00:57:32: jetzt auch erstmal ganz vielen Dank dafür, dass du das so ausführlich alles erzählt hast. Wir haben

00:57:40: noch eine kleine Überraschung für dich. Wir haben hier eine Kiste, die würde ich dich bitten, dir mal

00:57:47: zu nehmen. Warte mal, ich geb sie dir gerade mal. Darf ich gerade noch einen Wort dazu sagen, was du gerade

00:57:52: erwähnt hast? Ja. Mit dem Papst. Ja. Das geht schon gar nicht. Ich bin nicht katholisch. Ich bin so sorry.

00:58:02: Schau mal, wir haben dir hier ein paar Sachen mitgebracht. Und hol das doch mal raus. Moment. Ich

00:58:10: glaube, ich muss vor das Mikro gehen. So, wir haben dir ja ein paar Sachen mitgebracht und hol doch mal

00:58:17: eine nach der anderen raus und sagt, was dir dazu einfällt. Das sieht aus wie ein Kochlöffel. Ist

00:58:28: wahrscheinlich auch einer. Ist ein Kochlöffel. Ja, ja. Mir sehr bekannt. Ja, da wird mir sofort

00:58:33: einfallen, dass ich schon in meiner Kindheit gekocht habe. Sehr einfache Sachen, meistens,

00:58:40: was wir damals dann eintopf. Eintopf, das waren dann Kartoffel, Gemüse. Und wenn man Glück hatte,

00:58:47: vielleicht ein Stückchen Fleisch und dass wir als Kinder schon zubereitet haben für unsere

00:58:53: kleine Familie. Was ist denn jetzt? Du bist ja alleine. Wer kocht? Kocht du? Ja, ich habe ja auch

00:58:59: während der letzten 3, 3,5 Jahre, als meine Frau dann richtig krank war. Und sie dann irgendwann

00:59:07: nicht mehr, sie hatte dann auch keine Lust mehr und wollte das auch nicht mehr und hat mir fast

00:59:13: jeden Tag gesagt, ich bin so froh, dass du kochen kannst. Und habe dann gekocht. Und das hat mir

00:59:20: dann auch Spaß gemacht. Denn für wen kocht man er liebsten? Natürlich für den Menschen, der

00:59:26: sehr nahesteht. Ja, das war schon. Magst du mal nochmal reingucken da so, vielleicht. Was da noch

00:59:33: drin ist. Eine Urkunde. Ich hoffe nicht, dass es eine Rechnung ist. Soll ich es aufmachen? Ist zum

00:59:42: aufmachen. Da, oh, da sind da. Ach ja, der Frankie. Der Frankie. Was hat sie mit Frankie? Wer ist

00:59:55: Frankie? Ja, das ist Frank Elstner. Das ist der Frank Elstner, den die Menschheit sehr gut kennt.

01:00:06: Definitiv. Ja, sehr bekannte Mann. Ja, der Frank Elstner hat mich eines Tages angerufen und hat

01:00:12: gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ein Buch zu schreiben. Und völlig überrascht und habe

01:00:17: gedacht, oh, das ist ja was ganz Neues. Und er hatte eben auch die Idee, etwas zu schreiben für,

01:00:24: ja, für die allgemeine Bevölkerung. Und hat dann schon ein Titel für das Buch und zwar hat er

01:00:33: vorgesprochen, Leben geht durch den Magen. Das hat doch ein guter Titel. Dass er natürlich an

01:00:40: Liebe geht durch den Magen. Mir hat der Titel, muss ich ehrlich sagen, nicht so gut gefallen,

01:00:45: weil ich dachte, das bricht die Menschen nicht so richtig an, nicht so gut an. Ich hatte auch eine

01:00:51: andere Idee. Aber nein, das wurde dann auch so gemacht. Und das hat sehr viel Freude gemacht mit

01:00:58: Frank Elstner dann dieses Buch zu machen. Wir haben dann immer Interviews geführt. Er ist

01:01:02: nach Laubach gekommen, wo ich zu Hause mache und hat dann auch bei uns gegessen, hat gelernt,

01:01:08: was wir so essen oder was damals ille auch gekocht hat, meine Frau. Und ich bin dann auch öfter in

01:01:14: Baden-Baden gewesen und er hatte ganz fleißige Mitarbeiter, die alles aufgenommen und dokumentiert

01:01:22: haben. Und so dieses Buch. Da ist jetzt noch was, wenn ich könnte das. Was hast du denn da in

01:01:33: der Hand? Ja, das sieht aus wie ein Hamburger. Wie ein Hamburger. Und was hat es damit auf sich?

01:01:40: Ja, ich vermute, dass darauf angespielt wird, dass ich einmal in meinem Leben ein Hamburger

01:01:49: gegessen habe. Hast du? Einmal? Ja. Wirklich und nicht mehr? Nein, nicht mehr. Okay. Ich hatte damals

01:01:58: ja die Idee in Gießen, dass ich auch im Rahmen unserer volkstümlichen Ernährung Menschen einlade,

01:02:07: die die Sachen ein bisschen anders machen oder auch schon eingestiegen oder ein bisschen weiter

01:02:12: waren als wir. Unter anderem bist du ja auch da gewesen. Du bist ja gekommen. Hast du über deine

01:02:17: Ideen geredet? Sehr interessant. Und dann hatte ich aber auch die Idee, dass man nicht nur die

01:02:23: alternativen Ernährungsform vorstellen sollte, sondern auch das, was die Menschheit überwiegend

01:02:30: macht, nämlich McDonald macht. Die anderen waren noch nicht so präsent, aber auch in Gießen gab es

01:02:35: einen Laden, ein Restaurant McDonald. Und dann habe ich an McDonald geschrieben, McDonald Deutschland.

01:02:43: Die saßen damals in München und habe gesagt, ich hätte gern ein Vertreter von McDonald, die uns

01:02:51: berichten sollten über ihr Gastronomie-System. Und dann ist auch eine Dame erschienen. Ich kann mich

01:02:58: noch ganz genau erinnern. Die hieß Gräfinpalfi, ungarischer Abstammung, soweit ich das noch erinnere.

01:03:07: Und ich habe sie am Bahnhof abgeholt, eine sehr große Beeindruckende Erscheinung, sehr modisch

01:03:17: gekleidet, toll geschminkt. Also, wie so eine filmische Ausspielerin. Und dann habe ich gedacht, naja,

01:03:24: die sieht ja ganz hübsch aus. Mal sehen, was sie zu sagen hat. Die hat einen hervorragenden

01:03:31: Vortrag gehalten. Und hast du dann anschließend Hamburger als Ernährungsweise empfohlen?

01:03:36: Natürlich. Allein der Frau zu lieben. Nein, Spaß beiseite. Die hat wirklich ihre Firma

01:03:46: da ganz hervorragend vertreten. Aber ich habe ja es ja immer so gemacht, die durften eine halbe

01:03:51: Stunde erzählen. Und dann hatten wir eineinhalb Stunde, um zu befragen. Die Studenten sollten

01:03:56: das selber machen. Warum soll ich denen erzählen, wie gut oder wie schlecht McDonald ist? Die sollen

01:04:02: die Vertreter hören und dann entscheiden oder Fragen stellen und sich entscheiden.

01:04:06: Was sagst du heute zu fastfood? Ja, fastfood ist wie damals keine gute Entwicklung gewesen. Denn

01:04:15: es führt eben zu einem Konsum von Nahrung, sag ich jetzt einfach mal, um nicht das Wort

01:04:21: Lebensmittel zu benutzen, die nicht der Gesundheit sehr dienlich sind, um es ganz vorsichtig auszudrücken.

01:04:29: Und wir kennen ja die Folgen. Ich meine, diese modernen Zivilisationskrankheiten, die es alles

01:04:35: gibt, Bluthochteil, Hohlkolesterolinspegel, Herzkreisverkrankungen usw., die kommen ja nicht

01:04:41: von ungefähr. Dann packen wir ihn jetzt einfach wieder in die Kiste. Einverstanden? Ja. Darf ich

01:04:49: noch ein Nachspiel erzählen? Mhm. Dann kam meine Tochter, die Heidi, die uns zum Vegetarismus

01:04:55: geführt hat und sagte, warst du eigentlich schon mal bei McDonald und der irgendwie gesagt, nein.

01:05:01: Er sagt sie, das ist aber schwach. Du musst doch mal hingehen, die das anschauen. Und zwar in

01:05:09: Gießen. Ich lade dich ein, wir gehen zu McDonald und ich hoffe, dass da möglichst viele deiner

01:05:15: Studenten sind, Studierenden, damit die auch sehen, dass du da gewesen bist. Du musst das kennenlernen.

01:05:20: Und sie hatte völlig recht. Und dann sind wir hingegangen. Ich war schon ein bisschen beeindruckt,

01:05:26: wie die das damals ja alles sehr neu für Deutschland. Ich kannte das ja schon aus Amerika,

01:05:31: wie man das da macht. Also die Hygiene, die Sauberkeit und das hat mich schon beeindruckt.

01:05:39: Dann haben wir ein Hamburger-Ekibel bestellt, der auch einigermaßen schmeckte oder so vielleicht

01:05:45: sogar gut schmeckte. Aber es war eben nicht das Richtige und nicht das, was wir empfehlen. Und

01:05:51: dieser Eindruck, der hat sich dann auch nie geändert. Obwohl die sich heute große Mühe geben,

01:05:56: die bieten ja inzwischen vegane Burger an. Ja. Also das. Aber trotzdem ist es nicht unbedingt

01:06:02: das, was wir empfehlen. Ganz genau. Lieber Klaus, wir haben jetzt wirklich ganz,

01:06:11: ganz viel von deinem Leben gehört in so kurzer Zeit so ein langes Leben. Ich habe zum Schluss

01:06:18: noch eine Frage an dich. Wir haben ja unser Buch "Clartex Ernährung unseren Kindern" gewidmet,

01:06:28: deren Kindern und allen Kindern auf dieser Welt. Das war deine Idee. Kann sie einher. Gibt es

01:06:38: irgendetwas, was du ihnen in vielleicht einem Satz gerne mitteilen möchtest? Den Kinder?

01:06:46: Allen auf dieser Welt. Ja, ich würde allen Kindern dieser Welt wünschen, dass sie Eltern und

01:06:55: Verwandte haben, die sie darauf hinweisen, dass, wenn sie sich als Kinder nicht gut ernähren,

01:07:02: dass sie darunter ihr Leben lang möglicherweise leiden können. Das fängt an mit simplen Dingen,

01:07:09: wie zum Beispiel, wenn Kinder übergewichtig sind, weil sie nicht das Richtige essen,

01:07:16: die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass sie übergewichtig bleiben. Und wer übergewichtig

01:07:22: ist, ist krankheitsgefährdet. Also von daher würde ich mir das wünschen, dass die Umgebung so ist,

01:07:29: also nicht nur das eigene Verhalten, sondern auch die Verhältnisse, dass sie in einer Situation

01:07:34: groß werden, wo sie darauf hingewiesen werden, beziehungsweise, dass es ihnen vorgelebt wird,

01:07:39: wie man sich gesund ernährt und nachhaltig ernährt und nicht nur alt wird, sondern in Gesundheit

01:07:48: alt wird. Ja, das ist ein wundervolles Ziel. Erst mal bis hierhin ganz, ganz lieben Dank,

01:07:55: lieber Klaus. Wir haben ja bei diesem Podcast so eine, ja, eine schöne, schöne Sache noch am Ende

01:08:03: des Podcasts. Da gibt es nämlich den Rollentausch. Ich biete dir jetzt einfach an, dass du jetzt

01:08:10: der Moderator bist und ich bin diejenige, der du Fragen oder eine Frage stellen kannst, die dich

01:08:20: vielleicht schon immer mal interessiert hat. Fällt dir irgendwas ein? Ja, das ist jetzt nicht,

01:08:29: nicht ganz einfach. Ich kenne dich ja schon einigermaßen gut, aber Fragen gibst du immer. Vielleicht

01:08:39: fangen wir einfach mit dem Thema an, was wir gerade besprochen haben. Wie war es denn in deiner

01:08:45: Kindheit? Hast du das auch so erlebt, dass du vielleicht doch Dinge, also im Rückblick erlebt

01:08:51: hast, die nicht so gut waren und die dich vielleicht auch vor irgendwelchen Dingen oder dahin geführt

01:08:58: haben, dass du irgendwann empfindlicher bist oder vielleicht unverträglich halten hast? Ja,

01:09:03: definitiv. Also ich weiß, dass mir Milchprodukte nicht gut getan haben und ich hatte Gott sei Dank

01:09:09: eine Pflegemutter. Der ist das aufgefallen. Das war ja, als ich in dem Alter war, wo man denkt,

01:09:19: das Kind muss gut versorgt werden, da ist gerade die Milch so groß geworden. Das weiß ich noch.

01:09:24: Und ich mochte sie nicht. Also ich konnte schon gar keine Milch trinken pur. Da wurde mir übel.

01:09:31: Und auf der anderen Seite gab es aber immer diese Werbung, wie wichtig das ist und die

01:09:37: Mutter hat immer versucht, mir irgendwas Gutes zu tun und dann habe ich Kakao bekommen. Und Kakao

01:09:42: konnte ich trinken. Nichtsdestotrotz war ich immer ein ganz krankes Kind. Ich war immer ganz, ganz dünn

01:09:49: und ich wollte außer dem Kakao auch nichts von Milch bekommen. Und ich bin auch deswegen dann tatsächlich

01:10:00: in die Kur verschickt worden, dreimal als ganz kleines Mädchen. Und es war überhaupt nicht toll,

01:10:08: weil ich dort hingekommen bin, weil ich unterernährt war. Und da gab es aber immer ganz viel Milch.

01:10:16: Aber ich hatte so eine ganz tolle Mutti. Die wusste, dass ich das nicht kann. Ich war drog und

01:10:23: nicht mochte. Und die hat mir dann einen Brief mitgegeben in diesem Briefstand. Bitte haben

01:10:29: Sie Verständnis dafür, dass Petra kein Essen mit Milch verträgt. Ihr wird es immer übeln und

01:10:37: sie übergibt sich. Und damit hatte ich zumindest, was dieses Thema anbelangt, ja schon eine ganz,

01:10:46: ganz gute Situation für mich. Und ich bin ja hochgradig dankbar. Ich wusste damals überhaupt

01:10:51: noch nicht, dass es so was wie eine Milchunverträglichkeit gibt. Ich dachte halt, ja, ich bin irgendwie ein

01:10:56: krankes Kind und muss damit umgehen. Aber mittlerweile wissen wir ja viel mehr darüber. Und so war

01:11:03: das bei mir. Ja, sehr interessant. Mhm. Gut. Ich glaube, das habe ich auch noch nie jemandem erzählt

01:11:09: mit dieser Milchgeschichte bei mir. Spannend, ja. Ja, aber warum nicht? Hast du da einen Grund?

01:11:16: Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, mich hat noch gar niemand danach gefragt. Ja, gut, dass ich dich

01:11:21: nicht. Fällt dir noch was ein? Ja, immer. Wir könnten ja jetzt so auf der Lebensleiter weitergehen.

01:11:31: Was hatte ich bewegt, Medizin zu studieren? Tja, das machen wir jetzt noch zum Schluss. Das würde

01:11:41: ich auch gerne noch mal erzählen. Das ist tatsächlich diese Frau, die mir diesen Brief

01:11:46: geschrieben hat, als ich in Kur war als kleines Kind. Die wurde, als ich 13, 14 war, ganz, ganz

01:11:54: krank. Und zwar krank am Herzen und sie bekam ganz schlimm Diabetes mellitus Typ 2, also Altersdiabetes.

01:12:03: Und ich habe einfach erlebt, wie eine ganz starke Frau krank wurde und immer weniger wurde

01:12:12: auch von ihrer Persönlichkeit. Und da ist bei mir tatsächlich dieser Wunsch gereift, dass ich

01:12:20: irgendwann diesen Menschen vielleicht helfen kann, insbesondere, dass ich meiner Mutter helfen kann.

01:12:28: Und so habe ich mich dann entschieden, Medizin zu studieren und sie lebte da auch noch, aber sie

01:12:34: ist im ersten Semester Medizin verstorben. Und wenn ich mir überlege, wie das früher war,

01:12:38: bei Diabetes, meine Mutter sollte 6, 7, 8 Mal am Tag kleine Mahlzeiten, Fruchtsucker, das war das

01:12:48: Süßungsmittel überhaupt, weiß man heute, wie katastrophal das ist. Ich weiß, dass es einen Grund

01:12:57: hatte, dass sie so früh hat sterben müssen, weil sonst hätte ich niemals Medizin studiert.

01:13:02: Niemals. Und ich weiß auch, dass ich es ihr zu verdanken habe, dass ich heute hier mit dir sitze,

01:13:09: dass ich all dieses Wissen habe, mit dem ich Menschen versuche zu informieren, damit sie

01:13:18: lange, lange gesund leben können. Hattest du dann irgendwie einen anderen Berufswunsch davor?

01:13:27: Ich hätte gerne Psychologie studiert. Das war die Alternative. Also da habe ich auch geschwankt,

01:13:35: aber als die Mutter so krank war, war es für mich ganz klar, ich wollte ganz schnell dieses

01:13:40: Wissen haben, um ihr zu helfen. Aber das ist ja als bekannt, dass man im Medizinstudium damals

01:13:47: schon gar nicht über Ernährung gelernt hat. Und deswegen bin ich auch so froh, dass wir uns

01:13:54: begegnet sind, weil du warst wirklich immer so mein Fels in der Brandung, was das Thema Ernährung

01:14:00: anbelangt. Und ich habe auch ganz viel gelernt. Und vielen, vielen Dank dafür und auch vielen,

01:14:06: vielen Dank dafür, dass du heute da warst, Klaus. Sehr gerne. Es hat mich extrem gefreut.

01:14:12: Ja, anytime. Gerne, danke dir. Ja, schön.

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